Christel Berenbruch

Gefangene

Mir kommt eine unerfreuliche Erinnerung, die mit „unserem“ polnischen Kriegsgefangenen Thomas verbunden ist, in den Sinn: Eines Tages war er ohne das „P“ an seinem Anzug ausgegangen, und irgendjemand hatte ihn denunziert. Ein Polizist kam zu uns und sprach ihn darauf an. Als ein Wort das andere ergab, schlug der Polizist unbarmherzig auf ihn ein – Beistand leisten durfte mein Vater dem Gefangenen natürlich nicht, und selber wehren durfte Thomas sich auch nicht.
Er riss sich gewaltsam zusammen, um nicht zurückzuschlagen, hielt sich an der Lehne des Stuhles fest, und Tränen der Wut und des Schmerzes rannen über sein Gesicht.

Quelle: Bürger erinnern sich. Ein Lesebuch für Erwachsene zur hundertjährigen Geschichte der Stadt Gevelsberg, Hrsg. Stadt Gevelsberg 1987