Walter Hermann

Die letzten Kriegstage

In diesen Stunden der Angst und zugleich der Hoffnung lebte man in Erwartung der feindlichen Truppen nach dem Motto: „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei.“

Die Geschäfte waren an jenem Freitag normal geöffnet, und hier und da gab es für gute Kunden ein Brot oder ein Stückchen Wurst ohne Marken. Nur wenige Gevelsberger Bürger, die während der Nazizeit auffällig in Erscheinung getreten waren, bangten um ihre Existenz und um ihr Leben. Vorsorglich hatten sich einige Mitglieder des NS-Stabes schon abgesetzt und bei auswärtigen Bekannten Unterschlupf gefunden. Ein bekanntes, gut beleumundetes Ehepaar wählte den Freitod. Fast jeder, der Embleme aus der Hitlerzeit besaß, versuchte nun, sich ihrer zu entledigen.

Uniformen wurden ins Herdfeuer geworfen, Parteiabzeichen und Auszeichnungen wanderten in den Müll oder wurden vergraben, und auf dem früheren Schürhoffschen Hammerteich konnte man manche NS-Relikte schwimmen sehen, vor allem Hitlers „Mein Kampf“, das literarische Standardwerk der damaligen Zeit.

Quelle: Bürger erinnern sich. Ein Lesebuch für Erwachsene zur hundertjährigen Geschichte der Stadt Gevelsberg, Hrsg. Stadt Gevelsberg 1987